Redispatch 2.0 im Überblick

Im Redispatch 1.0 sind nur Übertragungsnetzbetreiber sowie konventionelle Anlagen > 10MW einbezogen. Als Akteure auf dem Markt fungieren Einsatzverantwortliche, Direktvermarkter, Anlagenbetreiber und Bilanzkreisverantwortliche. Dies wird nun im Redispatch 2.0 auf die Verteilernetzbetreiber sowie alle Erzeugungsanlagen ≥ 100kW erweitert. Grundlage dafür bildet die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes und die daraus resultierenden Gesetzesanpassungen im Rahmen des Netzausbau­beschleunigungs­gesetz Übertragungsnetz 2.0.

Alle Erzeugungsanlagen mit einer installierten Wirkleistung von ≥ 100 kW sind vom Redispatch 2.0 betroffen.

Das ist ein Verstoß gegen Festlegungen der Bundesnetzagentur bzw. Gesetze und kann mit behördlichen Sanktionen durch die Bundesnetzagentur bestraft werden.

Jede Anlage wird für die Marktkommunikation als technische Ressource bezeichnet und einer steuerbaren Ressource zugeordnet. Letztere kann auch mehrere Technische Ressourcen umfassen und ist als die Stelle zu sehen, welche vom Verteilernetzbetreiber geregelt wird.

Um eine Eindeutigkeit zu gewährleisten, werden daher durch den Verteilernetzbetreiber eindeutige IDs für die technische und die steuerbare Ressource festgelegt, die dem Einsatzverantwortlichen mitgeteilt werden. Ist dieser noch nicht bekannt, erfolgt die Mitteilung an den Anlagenbetreiber.

Als Anlagenbetreiber sind zwei grundlegende Rollen zu erfüllen. Der Betreiber einer technischen Ressource teilt im Zuge der Redispatchprozesse Echtzeitdaten und ggf. meteorologische Daten, welche zur Berechnung von bilanzierungsrelevanten Energiemengen, wie bspw. Ausfallarbeit, dienen, mit.

Die Rolle des Einsatzverantwortlichen umfasst die Übermittlung von Fahrplänen. Außerdem ist er für die Pflege der Stammdaten gemäß BK6-20-061, verantwortlich. Insbesondere sind dabei Einsatzprognosen und Nichtbeanspruchbarkeiten der Anlage durchzuführen.

Als Austauschplattform für diesen Prozess wird der Data Provider RAIDA und die Datendrehscheibe connect+ genutzt. Für beide Rollen kann der Anlagenbetreiber einen Dienstleister, wie z.B. den Direktvermarkter, beauftragen. Eine Liste dafür hat der BDEW unter folgendem Link zusammengestellt.

Im Rahmen des Redispatch 2.0 wird dem Bilanzkreisverantwortlichen, in der Regel der Lieferant oder Direktvermarkter, entstandene Ausfallarbeit im Abruffall in seinem Bilanzkreis ausgeglichen. Dies entspricht also einer Entschädigung für den Eingriff in den Regelbetrieb. Der Anlagenbetreiber wählt daher zwischen einem der beiden Bilanzierungsmodelle aus:

1. Im Prognosemodell prognostiziert der Netzbetreiberden Anlagenbetrieb und legt anhand dieser Prognose Redispatch-Maßnahmen fest. Diese Prognose ist für die erste Bestimmung der Ausfallarbeit, ex post, maßgebend und ist vom Betreiber der technischen Ressource zu bestätigen oder mit einem Gegenvorschlag zu beantworten. Anlagen, die eher in diese Kategorie fallen, sind bspw. Solar, Wind.
   
   
2. Im Planwertmodell wird der Fahrplan vom Einsatzverantwortlichen der EE-Anlage erstellt und über den Dataprovider ex ante an die betroffenen Netzbetreiber übermittelt. Anhand dieser erfolgt dann die Festlegung der Redispatch-Maßnahmen sowie die Ausfallarbeitsbestimmung im Abruffall.

Die Abstimmung zum Planwert-/Prognosemodell erfolgt in Abstimmung mit dem Netzbetreiber. Unterstützend ist dabei der „Kriterienkatalog Planwertmodell für Anlagen mit fluktuierender Erzeugung“ von der Bundesnetzagentur.

1. Bei dem Pauschalverfahren wird der eingespeiste Wert der letzten Viertelstunde vor der Redispatch-Maßnahme als Grundlage der Ausfallarbeitsberechnung genutzt.
2. Im Spitz-Verfahren werden die Wetterdaten der Wind-/Solaranlage genutzt, um die Ausfallarbeit zu bestimmen.
3. Im Spitz-Light-Verfahren werden Wetterdaten von Referenzanlagen als Basis zur Berechnung genutzt.

Im Duldungsfall wird die Anlage vom Netzbetreiber über die entsprechende Schnittstelle geregelt. Dies ist im Fall der EVC die Regel.
Der Aufforderungsfall umfasst die eigenständige Regelung der Anlage durch den Anlagenbetreiber im Abruffall selbst.

Sind diese an das Stromnetz angebunden, so gelten grundsätzlich für alle Anlagen ≥ 100kW installierter Leistung die Teilnahmepflicht am Redispatch 2.0. Im Rahmen der Stammdatenabfrage kann aber der Eigenversorgungsanteil angegeben werden, welcher durch die Netzbetreiber möglichst berücksichtigt wird.

Die Information zu Wärmespeichern/Wärmeversorgung werden im Rahmen der Stammdatenübertragung und ggf. im Zuge des Planwertmodelles und der Echtzeitübertragung kommuniziert. Trotzdem kann nur bedingt Rücksicht auf die Auswirkung von Redispatch-Maßnahmen auf diese Wärmeversorgung genommen werden. Dadurch entstandene Kosten können dem Netzbetreiber in Rechnung gestellt werden.

• Redispatch 2.0 - Kontaktdatenblatt Netzbetreiber pdf 16.7KB